Das Lachnummern-Ranking
06.10.2017 Robert

Das Lachnummern-Ranking des filmreifen Nationalrats-Wahlkampfs

Der Urnengang findet zwar erst am 15. Oktober statt, doch die Rangliste der besten Komödianten steht schon jetzt fest.

Platz 1

Christian Kern: Ein geschultes Betreuer-Team, eine Schar internationaler Experten der Unterhaltungsindustrie, verschaffte dem Bundeskanzler die Goldmedaille in der vielbeachteten Lachnummern-Wertung – seine House-of-Cards-Videos, in denen er den amerikanischen Präsidenten mimte, waren die ideale Vorbereitung auf seinen Wahlkampf, in dem Skandale, Intrigen, Negativ-Campaigning, Verrat, Verhaftung und Verlust der Realität dominierten. Er selbst glaubte trotz aller Querschüsse aus den eigenen Reihen bis zum Schluss an ein Happyend und unterhielt das Publikum somit köstlich, weil natürlich alle mitbekamen, wie der SPÖ-Chef unterging. Es war eine komödienhafte Verfilmung der „Titanic“, in der er eine Oscar-Nominierung für die unbedeutendste Nebenrolle der Hollywood-Geschichte verdient hätte. Im heimischen Ranking kann ihm Gold hingegen niemand mehr nehmen: Christian Kern ist der Louis de Funès der Alpenrepublik – „Balduin, der Schrecken vom Ballhausplatz“ dürfte sein nächster Kino-Hit werden!

 

Platz 2

Sebastian Kurz: „Mein Freund Harvey“ war 1950 ein Kassenschlager gewesen, in dem der Schauspieler James Stewart einen zirka 2,10 Meter großen, imaginären Hasen als besten Freund gehabt hatte. Mit ihm war er durch die Lande gezogen, vor allem von Bar zu Bar, gemeinsam hatten die beiden viel erlebt. Als Nagetier des österreichischen Vizekanzlers des Jahres 2017 trat hingegen der eher dunkler wirkende Zweibeiner namens Flüchtling auf, den er in diesem Wahlkampf überall, wirklich überall erblickte. Unser Fußballteam qualifizierte sich nicht für die WM in Russland – der Hase war schuld, er stand im Abseits! Einfach zum Zerkugeln! Oder das Wetter war mies. Der Grund stand fest: Das Kaninchen hatte seine Karotte am Vorabend nicht aufgefressen! Keine Uni-Reform? Der ungebildete Hase! Keine Straffung der Verwaltung! Der sture Harvey! Zu wenig Geld für die Mindest-Pensionisten? Natürlich: der Typ mit den langen Ohren ist´s gewesen (damit meine ich übrigens den Hasen)! Zu wenige Computer in den Schulen? Klar: Bastis Kumpel hat die Maus gefressen! Zum Totlachen! Einfach genial: Über den zweiten Platz, also die Silbermedaille, wird sich der Sieggewohnte nur kurz ärgern, denn mit dieser Performance hätte er fast Gold gewonnen. . .

 

Platz 3

Peter Pilz: Die lächerliche Erscheinung hat sich Bronze verdient wie kein anderer! Er ist der Aufsteiger des Jahres in der Unterhaltungsbranche: In seiner ehemaligen Musikband „Prinz Pezi“ spielte er zwar weniger groß auf, dafür spuckte der Problembär der österreichischen Politik große Töne als Trotzkist über die sozialistische Revolution der Arbeiterklasse. Vielleicht wohnt er ja deswegen kostengünstig in einer riesigen Wohnung  eines Wiener Gemeindebaus, in die das sonst so mediengeile Chamäleon noch nie einen Journalisten oder Fotografen empfangen hat. Nach einem längeren Zwischenspiel bei den Grünen, die alle Staatsgrenzen in Europa abschaffen und kollektives Asyl gewähren wollen, predigte er in diesem Wahlkampf als Spitzenkandidat seiner eigenen Liste vehement gegen den Islam und den Flüchtlings-Tsunami. Pezi, du bist ein Kasperl!

 

Platz 4

Heinz Christian Strache: Nur Rang vier, also „Blech“, für den Blauen, der in modernen Zeiten niemanden mehr zum Lachen bringen kann! Früher hatten Buster Keaton in „Der General“ oder Charlie Chaplin mit seinem „Goldrausch“ die Zuschauer noch begeistert, aber mittlerweile gelten Stummfilme als ewiggestrig. Hat der FPÖ-Chef in den letzten Wochen vielleicht gerade deswegen rein gar nichts gesagt? Keine Hasstiraden gegen Ausländer, Schwule und politische Gegner! Kein Lob für Putin, keine Forderung nach einem Austritt aus der Europäischen Union, nicht einmal nach einem Anschluss von Südtirol! War am Ende auch noch das Dritte Reich ein Fehler? Wenn das Straches neue Rolle ist, dann gibt es im Komödiantenstadl der heimischen Politik keinen Preis für ihn – sogar seinen größten Fans ist nicht mehr zum Lachen zumute!

 

Platz 5

Matthias Strolz: Fürs Lächeln muss man hin und wieder Luft holen, und das hat der Winzling aus Vorarlberg zum letzten Mal bei seiner Geburt getan! Dann wollte er sofort abheben, mit seinen Ärmchen und Händchen als Flügel, und fliegen, fliegen, fliegen – erst beim Biologie-Unterricht in der siebenten Klasse des Gymnasiums überzeugte ihn ein gutmeinender Professor endlich, dass er kein Vogerl wäre. Seitdem ist der kleine Matthias etwas enttäuscht und nervt alle Mitmenschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Er will immer noch abheben, abheben, abheben, aber die Wähler holen den rastlosen Dauerredner am 15. Oktober wohl auf den Boden der Realität zurück. Nach dem unabwendbaren Ausscheiden aus der Politik hat der japsende Strolz nur noch einen einzigen Wunsch: Er will den Hit „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer verfilmen – da kann man nur noch milde lächeln!

 

Platz 6

 Ulrike Lunacek: Sie war die Natascha Kampusch des Wahlkampfs – die Grüne lacht nur im Keller. Dort fühlt sie sich auch so richtig wohl, denn wo sonst kann man den von ihrer Partei mit steter Regelmäßigkeit angekündigten Weltuntergang überleben? Diesel-Fahrer, Fleisch-Esser und überhaupt Leistungsträger aller Art sorgen ja nach ihrer Philosophie für ein baldiges, schreckliches Ende dieses Planeten, das nur durch einen Gedanken noch apokalyptischer wird: dass man mit Frau Lunacek im selben Bunker sitzt! Durch „Das finstere Tal“ mit ihr bis zum jüngsten Tag, da schauen wir alt aus! Gute Nacht!